Ungewöhnlicher Bergungseinsatz

Flugzeugbergung im Waldgebiet

»In diesen Bäumen zwischen Hondelage und Bevenrode blieb eine einmotorige Cessna 150 am Mittwoch, den 13.11., um 17.40 Uhr beim Landeanflug auf den Flughafen Braunschweig-Waggum hängen. Der 24-jährige Pilot und sein 25jähriger Co-Pilot – beides Braunschweiger – hatten Glück im Unglück: sie kamen mit Schürfwunden und dem Schrecken davon. Der Pilot gab an, der Motor sei ausgefallen. Die Unfallstelle wurde über Nacht von Polizeibeamten abgesperrt und bewacht, da die Maschine erst bei Tageslicht geborgen werden sollte.«

Havariertes Flugzeug im Wald

Foto: © Guntram Jordan, Braunschweiger Zeitung

Soweit die Braunschweiger Zeitung vom 14. November 1991. Kein Wort vom Technischen Hilfswerk. Und doch war es die Schnelleinsatzgruppe ( SEG ) des Ortsverbands Braunschweig, die am Unglücksort die meiste Arbeit verrichtet hat; wenn auch ihre Alarmierung fast so ominös vonstatten ging wie seinerzeit beim legendären "Schweine-Einsatz". Die Berufsfeuerwehr, die zunächst mit Löschzug und Notarzt angerückt war, konnte schon bald wieder einrücken, da keinerlei Handlungsbedarf für sie bestand. Die Beamten des 3. Polizeireviers suchten nun allerdings nach einer Möglichkeit, die Unfallstelle während der Nacht ausleuchten zu lassen. Der Zufall wollte, daß unter den herbeigeeilten Mitgliedern der Interessengemeinschaft Flug e.V. ( IGF ), Eigentümerin der Cessna, auch ein THW-Reservehelfer war: Stefan Vieweg wies die Polizeibeamten auf die Schnelleinsatzgruppe unseres Ortsverbands hin. Das 3. Revier benachrichtigte nun telefonisch den Stellvertreter des Ortsbeauftragten, Horst Benecke, der unverzüglich den stellvertretenden SEG-Leiter Jan Kämpen informierte. Dieser erst ließ gegen 18.40 Uhr endlich die Funkalarmempfänger der SEG auf der Leitstelle auslösen.

45 Minuten später traf die SEG mit ihren Einsatzfahrzeugen Heros BS-23 ( GKW BS-8623 ) und Heros BS-33 ( GKW BS-8627 ) am Einsatzort ein. Das etwas von der Straße abgelegene Waldstück wurde unverzüglich mit mehreren 1000-W-Scheinwerfern ausgeleuchtet. Für den Rest der Nacht blieben dann nur zwei Helfer der SEG an der Einsatzstelle zurück. Am nächsten Morgen rückte die SEG wieder in größerer Stärke an. Die Mitglieder der Flugunfall-Untersuchungsstelle ( FUS ) des Luftfahrtbundesamtes waren inzwischen eingetroffen und beauftragten das THW sogleich mit der Sicherstellung der Flugzeugteile.

Die meisten Helfer der SEG hatten auf diese Weise erstmals näheren Kontakt zu einem Flugzeug. Unter Anleitung der Beamten des LBA wurden in akribischer Kleinarbeit zunächst die Außenbereiche der Tragflächen gekappt und dann das Flugzeug vorsichtig aus den Bäumen befreit. Alle Teile des Flugzeugs wurden anschließend mit Hilfe des THW-Kippers zum Flughafengelände überführt. Nach der Bergung des Flugzeugs mußte schließlich noch ein beschädigter Baum niedergelegt werden, der den ganzen Tag schon umzustürzen drohte.

Nur wenige Wochen nach diesem Unglück ereignete sich ein weiterer Flugzeugabsturz. Diesmal gab es mehrere Tote, als ein Hubschrauber des Bundesgrenzschutzes wenige Meter neben der A 39 südwestlich von Rüningen aufschlug. Alarm für die SEG wurde wiederum nicht ausgelöst. Inzwischen hat jedoch der stellvertretende Leiter der Berufsfeuerwehr, Brandoberrat Gressmann, dem SEG-Leiter Jens Schulze versichert: »Beim nächsten Flugzeug ist die SEG von vornherein dabei!« Hoffen wir dennoch, daß Braunschweig in der nächsten Zeit erst einmal von Flugzeugabstürzen verschont bleibt!

Einsatzbericht: Jan Kämpen ( Stand: 15.02.1992 )