Sechs auf der Bruchstraße

Rohrbruch im Rotlichtviertel

»Abschlußprüfung zum Lehrgang für sittlich gefestigte Beamte« ist bei der Braunschweiger Berufsfeuerwehr ein Foto untertitelt, das eine Führungskraft in dienstlicher Mission auf dem Kiez zeigt. Erstmals waren zu dieser Prüfung auch einige THW-Angehörige zugelassen, die am Samstag, den 27. Januar 1996, Dienst auf der Hauptfeuerwache leisteten.

»Alarm für den Umweltzug – Wasserschaden – Bruchstraße« schallte es am frühen Nachmittag aus den Lautsprechern, und wenige Sekunden später waren die Fahrzeuge unterwegs. Blaulicht im Rotlichtviertel.

Dort eingetroffen, zeigte sich den Einsatzkräften aber schnell, daß mehr als nur ein Wasserbett geplatzt war. Frost und anschließendes Tauwetter hatten eine Wasserleitung gesprengt, und mitten aus einer Telefonzelle, die ihren sicheren Stand längst eingebüßt hatte, ergoß sich ein armdicker Wasserstrahl auf die Bruchstraße und strömte in die Keller der umliegenden Etablissements.

Nach dem Abschiebern der Wasserleitung wurden mehrere Tauchpumpen und ein Wassersauger vorgenommen, um die Geschäftsräume der Damen wieder trockenzulegen. Zwei Stunden brauchten die Einsatzkräfte, bevor sie ihre Schläuche wieder aufrollen konnten. Zeit genug, die Augen ab und zu einmal von den Pumpen abzuwenden. Zu sehen gab es schließlich genug: fernsehreif der Auftritt eines Zuhälters, der extra aus Gifhorn angereist kam, um sich »die ganze Scheiße« einmal anzusehen.

Daß alles in sittlichen Bahnen verlief, darüber wachten die beiden Frauen unter den Einsatzkräften – so hatte es der Schichtplan gewollt.

Einsatzbericht: Jan Kämpen ( Stand: 23.03.1996 )