Die Technische Nothilfe

Vorläuferorganisation des Technischen Hilfswerks

Um in den politischen Wirren am Ende des 1. Weltkriegs der Gefahr einer Revolution nach sowjetischen Vorbild zu verhindern, verkündete Philipp Scheidemann ( SPD ) am 09. November 1918 von einem Fenster des Deutschen Reichstags aus kurzerhand die Republik. Erster Reichskanzler wurde Friedrich Ebert ( SPD ).

Am 10. November 1918 schlossen Friedrich Ebert und General Groener einen Pakt zwischen der SPD und dem Militär, eine Vernunftehe, bei dem jeder Teil seine eigenen Ziele verfolgte: Ebert ging es darum, die junge Republik zu stabilisieren, das Militär hoffte zu verhindern, daß die politische Macht noch weiter nach links wanderte. Für die Kommunisten und die Unabhängigen Sozialdemokraten war dieser "Pakt mit den alten Mächten" eine Kampfansage. Es kam zu Zusammenstößen, zu Putschversuchen und Generalstreiks. Ziel der wilden Streiks waren – allen Verboten zum trotz – vor allem lebenswichtige Betriebe wie z.B. Gas- und Wasserwerke.

So entstand der Bedarf eines staatlichen Organs, das Gas- und Wasserwerke bei Bedarf durch technische Notstandsarbeiten in Betrieb erhalten konnte. Neben der hauptamtlichen Technischen Abteilung ( TA ) bei der Garde-Kavallerie-Schützen-Division entstand im Laufe des Jahres 1919 auf Anregung Otto Lummitzschs die Technische Nothilfe ( TN ), die sich aus Freiwilligen, überwiegend Oberschülern und Studenten technischer Fachrichtungen, rekrutierte. Durch Erlaß des Reichswehrministers Gustav Noske wurde die Technische Nothilfe am 30. September 1919 auf das gesamte Reichsgebiet ausgedehnt.

Erst im Verlauf der Zwanziger Jahre verlagerte sich das Aufgabengebiet der Technische Nothilfe zunehmend in den Bereich der Katastrophenhilfe und des zivilen Luftschutzes. Durch ihre antikommunistische Vergangenheit gelang es der Technischen Nothilfe, auch unter dem Regime der Nationalsozialisten zu überleben; 1937 wurde sie ausdrücklich mit der "Sonderaufgabe des Instandsetzungsdienstes im Luftschutz" betraut.

Braunschweiger Nothelfer im Jahre 1938

Foto: © Archiv Jan Kämpen

Bei Kriegsbeginn wurden die jüngeren Nothelfer zum Wehrdienst einberufen. Diese Maßnahme brachte die meisten Ortsgruppen personell an die Grenze der Existenz. Trotzdem versuchten die älteren Nothelfer, der übertragenen Aufgabe gerecht zu werden. Bei Kriegsende hörte die TN auf zu existieren; eine formelle Auflösung der Organisation gab es nicht.

Bei dieser Geschichte ist es nachvollziehbar, daß insbesondere die Gewerkschaften in den fünfziger Jahren große Bedenken gegen die Einrichtung des Technischen Hilfswerkes hegten; eine neue "Streikbrecher-Organisation" wollten sie um jeden Preis verhindern. Und auch die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk selbst hat viele Jahre gebraucht, um die Technische Nothilfe – mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit – als Vorläuferorganisation zu akzeptieren.

Vielleicht auch aus diesem Grund ist eine eigenständige Geschichte der Technischen Nothilfe bis heute noch nicht geschrieben worden. Mit Andreas Linhardt hat sich nun ein Braunschweiger Historiker, der unserem Ortsverband seit vielen Jahren eng verbunden ist, die Aufgabe gesetzt, diese Lücke zu schließen.

Weiterführende Links

Homepage von Andreas Linhardt

 

Kritik oder Anregungen an: webmaster@thw-bs.de ( Stand: 18.08.2005 )